Wie wir gehen
Mona möchte ihrem kranken Vater Johannes näherkommen. Doch die Leere zwischen ihnen macht sie einander fremd. Daher bittet sie ihn, seine Geschichte auf ein Diktiergerät zu sprechen.
Mit präziser Erzählkunst spannt Neeser den weiten Bogen von Johannes‘ Kindheit, in der er als Verdingbub auf dem Bauernhof seines Onkels schuftet, bis in die Gegenwart, in der seine Tochter sich ihm behutsam annähert: Welche Seele denkt und fühlt in diesem Menschen? Was für ein Leben hat ihn so werden lassen? Und wie wäre es möglich, einander doch noch lieben zu lernen?
Andreas Neeser erzählt davon, was Söhne und Töchter mit ihren Vätern verbindet – und was sie voneinander trennt. Dabei spürt er dem widersprüchlichen Streben nach echter Zugehörigkeit nach. Wie kann man sich näherkommen, ohne einander zu erdrücken, wie unabhängig sein, ohne sich völlig zu distanzieren?
Ein feinsinniger Familien- und Generationenroman: leise und voll poetischer Kraft.
Andreas Neeser
Wie wir gehen
Roman
Haymon Verlag Innsbruck 2020
ISBN 978-3-7099-3485-2
216 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Auch als E-Book erhältlich
Pressestimmen
«Ohne metaphorische Saltos, lapidar und leichtfüßig verwandelt Andreas Neeser Gefühle in Sprache, das ist die Qualität des Autors und dieses kleinen Romans. Man möchte gerne noch mehr davon lesen.»
Westdeutscher Rundfunk, Kultur
«Herzergreifend, klug komponiert.»
Aargauer Zeitung
«Die Sprachlosigkeit ist das Grundmotiv in diesem formal geschickt komponierten Roman. Andreas Neeser beleuchtet es in verschiedenen Facetten. Er schildert, wie Menschen seelisch verkümmern, weil sie – vermeintlich? – «nicht aus ihrer Haut können» und über wunde Punkte im Leben schweigen. - Ein subtiler Roman, der Empathie schafft.»
Schweizer Radio SRF 2 Kultur, 52 Beste Bücher
«Andreas Neeser skizziert auf wenig mehr als 200 Seiten die Aporien eines Zeitalters. (…) Überzeugend beschreibt er unausgesprochene Abhängigkeiten, verdrängten Hass und nagende Selbstzweifel – vor allem aber die Kraft uneingestandener Liebe.»
NZZ am Sonntag
«Die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Tochter, ihre Entfremdung, aber auch der Wunsch, beides endlich zu überwinden, bevor es unwiderruflich zu spät ist: Um ganz unaufdringlich Dringlichkeit zu schaffen, braucht Neeser nicht einmal einen Erzählerkommentar. Alles kann in dieser Anfangsszene auf engstem Raum geschehen – weil der Autor der Leserin Platz lässt. Statt das Rätselhafte, noch Unverstandene durch beflissene Erklärung wegzuschwafeln, verleitet er lieber zum aktiven, beteiligten Lesen. Und der virtuoseste Passus in dieser Anfangsszene ist der scheinbar banalste …»
Republik
«Eines der beeindruckendsten Bücher dieses Frühjahrs. - Ein Buch, das unglaublich subtil erzählt von einer Beziehung oder besser von einer Nicht-Beziehung zwischen einer erwachsenen Tochter und ihrem Vater. Was das vor allem in der Tochter auslöst, dem geht dieses Buch meisterhaft nach.»
Schweizer Radio SRF 1, Buchzeichen
«In seinem neuen Roman erzählt Andreas Neeser präzise vom Mentalitätswandel. (…) In gut portionierten Abschnitten breitet Neeser ein Familienporträt über vier Generationen aus – mit Zeitwechseln und unterschiedlichen Erzählperspektiven.»
Luzerner Zeitung
«Der sensibel und poetisch dicht erzählte Roman lotet in immer neuen Erzählansätzen die Beziehung zwischen Tochter und Vater behutsam aus und erzählt etappenweise beider Lebensgeschichten. Er fordert vom Leser eine genaue und konzentrierte Lektüre, belohnt ihn aber dafür mit vielen klugen Beobachtungen.»
Rheinische Post
«Geschickt wechselt Neeser die Perspektiven, der Leser geht mit ihm zurück und nach vorne, zu den Menschen und ihren Räumen, den Spannungsverhältnissen, zu deren ,Gehen‘, das der Leser mit seinen eigenen Schritten mit macht. Mit dem Autor stiefelt er Materialität und Empfinden ab. So ist das Motiv des Gehens nicht nur im Titel präsent, sondern auch in den weiteren Ausformungen der Konflikte arm – reich, alt – jung, gesund – krank, hoffen – verzweifeln. Dabei bringt Andreas Neeser Realismus und Innerlichkeit gleichermaßen zum Lodern.
Andreas Neesers neues Buch rührt in seiner Dichte und Schönheit unser Lebensgefühl an. Erschrecken erlaubt! Neeser versteht es zu gestalten.»
Dolomiten, Südtirol
«Der Leser wird belohnt mit genauen Beobachtungen, einer poetischen Sprache und atmosphärisch dicht erzählten Passagen.»
ekz – Deutscher Bibliotheksservice
«Neeser gelingt mit Wie wir gehen ein berührender Familienroman über Distanz und Nähe, Zuwendung und Ablösung, Bindung und Unabhängigkeit in familiären Beziehungen. Mit einfachen, aber präzisen Sätzen erzählt er die ambivalente Geschichte einer Tochter-Vater-Beziehung – und auch von der Selbstverständlichkeit, mit der wir familiäre Beziehungen hinnehmen. (…) Wie wir gehen ist aber kein statisches Porträt einer Familie, sondern die bewegte Erzählung einer Familie, die sich ständig fortschreibt. Die Akteure befinden sich in einem steten Wechselspiel von Annäherung und Auseinanderdriften. Auf eindrückliche Weise beschreibt Neeser in seinem Roman eine familiäre Beziehung, in der Liebe auch Ignoranz, Nähe auch Distanz ist.»
Viceversa Literatur
«Andreas Neeser ist ein in allen Teilen sehr überzeugender, bedeutsamer Roman gelungen.»
P.S. Zeitung
«Andreas Neeser bedient sich einer kraftvollen Sprache, die die Nuancen genau austariert. Während er die Ereignisse oft nüchtern beschreibt, streut er plötzlich Worte und Bilder ein, die poetisch anmuten und auch den schmerzlichsten Momenten Schönheit geben.»
Kulturmagazin Fresko, München
«Das Buch stellt Kommunikation nicht als Heilsversprechen dar, sondern es wägt verschiedene Verständigungsversuche ab, hinterfragt, wirft Möglichkeiten auf. Dadurch und auch dank des offenen Schlusses kippt der Roman insgesamt nicht ins Rührselige, sondern gewinnt einen nachdenklichen, feinfühligen Charakter, zu dem auch die unauffällig ruhig rhythmisierte Sprache beiträgt.
Die drei Generationen stehen für verschiedene Möglichkeiten, «wie wir gehen», wie man seinen Lebensweg beschreitet und im Falle des Vaters von Mona ihn am Ende wieder verlässt. Die durchaus generationstypischen Verhaltensweisen sind lediglich Inszenierungen verschiedener Kommunikationsmuster. Dem Roman gelingt es, die Rolle der Sprache zu charakterisieren und das funktionierende sowie scheiternde Bemühen um Verständigung auf den Punkt zu bringen.»
Schweizer Buchjahr, Gegenwartsliteratur und Diskurskritik, Universität Zürich
«Andreas Neeser erzählt eine berührende Vater-Tochter-Geschichte. Durch seine Erzählkunst tauchen die Leser/-innen immer tiefer in die Geschichte dieser Familie ein.»
Aargauer Kulturmagazin
«In diesem wunderbaren Buch wird das Kleine gross und die Neben- und Randfiguren sind sinnbildlich für frühere und heutige Lebensmuster. Das Ausharren in der Ehe bis zum Tod wie die Trennung einer Beziehung und das Kind, das zwischen Vater und Mutter pendelt sind Zeichen der jeweiligen Zeit. Der Roman kommt leise und voll poetischer Kraft daher.»
Buchland
«Neeser leuchtet die Nicht-Beziehung von Vater und Tochter behutsam aus. Er zerrt sie nicht ans Tageslicht, sucht nicht wortreich, was ohnehin vorgeführt wird, sondern agiert wie ein Beleuchter im Theater, setzt klug in Szene.»
Literaturblog Vitabu Vingi
«Andreas Neeser erzählt in seiner gewohnt gekonnten Art, webt ein dichtes Netz, öffnet Türen, die er manchmal nur einen Spalt offen lässt, lotet nicht aus, tut genau das, was das Leben auch macht. Er erklärt nicht, öffnet sacht, manchmal nur unvollständig, bewusst lückenhaft. Andreas Neeser erzählt von Familie, diesem zarten Gefüge, das lebenslangen Schmerz und tiefsitzende Verletzung bedeuten kann.»
Literaturblatt
«Ein Roman mit realem Hintergrund: die Verdingung von Kindern, Eltern und Grosseltern geben den Kindern und Enkeln einen Weg vor. Die Zweit- und Drittgeneration muss ein Stück weit diesen Fusstapfen folgen, aber immer auch ihren eigenen Weg gehen. Das Buch von Andreas Neeser zeigt diese Verstrickung über vier Generationen auf.»
netzwerk verdingt
Video
In seinem neuen Roman «Wie wir gehen» erzählt Andreas Neeser davon, was Söhne und Töchter mit ihren Vätern verbindet – und was sie voneinander trennt. Dabei spürt er dem widersprüchlichen Streben nach echter Zugehörigkeit nach. Wie kann man sich näherkommen, ohne einander zu erdrücken, wie unabhängig sein, ohne sich völlig zu distanzieren? Über familiäre Mechanismen, Generationenkonflikte und die Vielgestalt der Sprachlosigkeit haben wir ihn in unserem Interview befragt.